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PAROS - Archäologisches Museum

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2020-07-03 2020-07-03 03.07.2020

Im Museum von Paros sind einige der bedeutendsten und schönsten Beispiele der antiken Kunst der Kykladen ausgestellt, die während des 6. und 5. Jhs. v. Chr. ihren Höhepunkt erreicht hat.
Obwohl das Museum nur aus drei Sälen und einem Hof besteht, sind die sehenswerten Exponate so zahlreich, dass man dem Besuch einen Vormittag widmen sollte.
Die meisten Ausstellungsstücke bestehen aus Lychnites, dem berühmten parischen Marmor, aus dem so berühmte Statuen wie die Nike des Paionios, der Hermes des Praxiteles und die Aphrodite von Milo gearbeitet worden sind; Tempel wie die Apollon-Tempel in Delphi und auf Delos und der Zeus-Tempel in Olympia, bestehen ebenfalls aus diesem Material.
Wenn man sich das Beste für den Schluss aufbewahren möchte, beginne man die Besichtigung mit Saal C (in einigen Führern als Saal 2 bezeichnet). Sein Eingang befindet sich auf der linken Seite der überdachten Portikus, die gegenüber dem Eingang hinter dem Hof liegt. In diesem Saal werden die Funde von der spätneolithischen Zeit (5300-4500 v. Chr.) bis in die Spätantike in chronologischer Abfolge präsentiert.
Vitrine 1 enthält Funde aus der prähistorischen Siedlung der kleinen Insel Saliagos, die zwischen Paros und Antiparos liegt, darunter Werkzeuge und Klingen aus Obsidian, dem von der Nachbarinsel Melos stammenden Material, aus dem in prähistorischer Zeit im gesamten griechischen Raum Werkzeuge und Waffen gefertigt worden sind. Besonders hinzuweisen ist auf die kelchähnlichen Tongefäße mit hohem Fuß und geometrischem Dekor und die Figur einer hockenden weiblichen Gestalt, die die Hände unter die Brüste erhoben hat.
In Vitrine 2 sind vor allem Gefäße ausgestellt, die aus dem Bereich des Kastells der heutigen Stadt Parikia stammen; an dieser Stelle war zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. die erste Siedlung gegründet worden, und hier wurde um 525 v. Chr. auch der größte Tempel der Insel errichtet, der der Göttin Athena geweiht war.
Unter den Funden aus frühkykladischer Zeit (3200-2400 v. Chr.), die in Vitrine 3 präsentiert werden und bei denen es sich überwiegend um Grabbeigaben handelt, sieht man eine Gruppe von zwei Vögeln aus Terrakotta, eine sog. Kykladenpfanne und einige der weltberühmten Marmorstatuetten. Sie gehören dem sog. Plastiras-Typus an, der nach dem Gebiet an der Bucht von Naoussa benannt ist, in dem Figuren dieser Art zum ersten Mal gefunden worden sind.
In Vitrine 4 sind Funde aus der nach Saliagos ältesten Siedlung Koukounaries ausgestellt, die im Osten der Insel gegenüber der Nachbarinsel Naxos lag, darunter Schalen mit hohem Fuß, Siegelsteine und ein großer Krater.
Vor der ersten Trennwand links ist die älteste bisher in Griechenland gefundene Grabstele aufgestellt, die um 700 v. Chr. entstanden ist und die Darstellung einer Thronenden trägt. Vor einer weiteren Trennwand in der Mitte des Saales stehen zwei Koren-Figuren aus der Zeit um 550 v. Chr. Die erste, die von den Schultern bis in Kniehöhe erhalten ist, stammt aus Naoussa, die zweite, von der nur der Oberkörper erhalten ist, war im mittelalterlichen Kastell von Parikia verbaut, dessen Türme aus Blöcken und Skulpturen des Athena-Tempels errichtet worden sind.
In den Vitrinen 5. 6 und 7, die hinter der ersten Trennwand an der linken (nördlichen) Wand des Saales stehen, sind Funde aus dem Apollon-Heiligtum ausgestellt, das sich auf einem Hügel nördlich der heutigen Hauptstadt der Insel erhob. Auf diesem Hügel, von dem aus man zur heiligen Insel Delos hinüberblicken kann, erwarteten die Priester das Lichtsignal aus dem Apollon-Heiligtum auf Delos, das den Beginn des zu Ehren des Gottes begangenen Festes anzeigte.
Zu den Funden aus diesem bedeutenden Heiligtum zählen zwei weibliche Terrakottaköpfchen aus dem 6. Jh. v. Chr., Schmuckstücke, aus Ägypten importierte Skarabäen und andere Gegenstände aus Fayence (Vitr. 5), Tongefäße aus lokalen Werkstätten und aus Korinth (Vitr. 6), zwei kleine seltene Marmortische aus dem 4. Jh. v. Chr. und das Fragment eines Weihreliefs mit der Darstellung einer männlichen Gestalt, die wohl den auf der Kithara spielenden Gott selbst wiedergibt (Vitr. 7).
Vor der Ostwand sind außer einigen kleinen archaischen Köpfen vor allem kleinformatige Grabreliefs ausgestellt.
Hinter der Trennwand am Ende des Saales findet man eines der wichtigsten Exponate des Museums. Es handelt sich um eines von drei Fragmenten einer beschrifteten Marmorstele, die als „Chronik von Paros“ oder „Marmor Parium“ bekannt ist (die beiden anderen befinden sich in Oxford). Die Inschrift umfasste insgesamt 134 Zeilen und enthält Informationen über Schlachten, Naturphänomene und Persönlichkeiten des antiken Griechenland von der Zeit des ersten mythischen Königs von Athen, Kekrops (1582 v. Chr.) bis ins Jahr 263 v. Chr. Es wird angenommen, dass die Inschrift im Archilocheion, dem Heiligtum, das die Parier zu Ehren ihres Landsmanns und berühmten lyrischen Dichters Archilochos errichtet hatten, zum Geschichtsunterricht gedient hat.
Auf der linken Seite des Saales sieht man mit Blick auf den Eingang vor der Vitrine 8 eine Gruppe von Weihreliefs wohl aus hellenistischer Zeit, auf denen Hände und Füße dargestellt sind, die etwa den kleinen Metallreliefs entsprochen haben, die man heute in den orthodoxen Kirchen in der Nähe der Ikonen sieht.
In Vitrine 8 sind Funde aus der Umgebung von Parikia aus dem Zeitraum zwischen dem 6. Jh. und dem 2. Jh. n. Chr. ausgestellt, darunter die Tonfigur eines auf einem Delphin reitenden Mädchens und drei fast quadratische Marmorscheiben mit jeweils vier Löchern in der Mitte; das Kinderspiel, zu dem sie gehört haben, wird auf der neben ihnen platzierten Zeichnung erläutert.
Es schließen sich zahlreiche Grabreliefs an, darunter das tempelartige Relief mit einer Abschiedsszene (A 734) und ein Totenmahl-Relief (A 796).
In den Vitrinen 9 und 10 findet man Fundstücke aus der ausgedehnten Nekropole des antiken Hafens von Paros, in dem die Schiffe vom 8. Jh. v. bis zum 3. Jh. n. Chr angelegt haben, darunter Tongefäße aus geometrischer Zeit, korinthische Vasen aus dem 7. Jh. v. Chr. und Statuetten aus Terrakotta.
Hinter der anschließenden Trennwand sieht man zwei männliche Köpfe, charakteristische Beispiele des sog. Strengen Stils, wie man die Stilphase der griechischen Kunst während der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. nennt. Daneben ist der obere Teil einer Kuros-Statue aufgestellt. In der Ecke befindet sich ein ionisches Kapitell.
Nach dem Verlassen des Saales sieht man eine große Palmette aus Marmor und Fragmente von drei weiteren Kuros-Statuen.
Die ersten Ausstellungsstücke in der überdachten Portikus stammen aus dem Archilocheion. Das ionische Kapitell aus dem 6. Jh. v. Chr. ist das einzige, das von der ersten Bauphase dieses Heiligtums erhalten geblieben ist. Die übrigen hier ausgestellten Architekturglieder stammen von späteren Bauphasen und tragen Inschriften zur Biographie des Dichters; der Pferdetorso stammt aus dem 5. Jh. v. Chr.
Die Portikus wird von der 3,7 m hohen Statue der Göttin Artemis beherrscht, das aus ihrem Tempel innerhalb des „Delion“ genannten Heiligtums stammt. Sie ist um 490 v. Chr. entstanden und war als Kultbild im Allerheiligsten des Tempels aufgestellt. Es handelt sich um eine der wenigen erhaltenen originalen Kolossalstatuen, die den Übergang von der archaischen zur klassischen Skulptur illustrieren.
Neben der Statue ist eine weitere Statue eines Pferdes aufgestellt. Der übrige Raum wird von Inschrift-Stelen, Architekturgliedern, einer Votivsäule und zwei Sonnenuhren eingenommen.
Der kleine Saal B am anderen Ende der Portikus enthält eine Vitrine mit Votivtäfelchen aus dem Heiligtum der Geburtsgöttin Eileithyia im Kounados-Gebirge nordöstlich von Parikia.
Außerdem findet man hier große Tongefäße vor allem aus hellenistischer Zeit, römische Grabreliefs und Statuenfragmente, darunter das eines nackten hockenden Knaben.
Die Geduld des Besuchers wird durch die schönsten Exponate des Museums belohnt, die in Saal A präsentiert werden. Als erstes sieht man eine Statue der Gorgo aus dem 6. Jh. v. Chr., einen aus zwei Gründen wichtigen Fund: Zum einen illustriert sie den Versuch des Künstlers, das mythische Ungeheuer zu vermenschlichen, und zum zweiten handelt es sich um eine der ersten Statuen, bei der die Aktion des Laufens natürlich und nicht schematisch wiedergegeben ist, wie dies bis etwa zur Mitte des 6. Jh. v. Chr. der Fall gewesen ist.
Neben der Gorgo sind Torsen von Kuroi und Koren aus lokalen Werkstätten des 6. Jh. v. Chr. aufgestellt, die auf den Höhepunkt der parischen Bildhauerkunst vorausweisen.
Links sieht man die nicht fertig ausgearbeiteten Fragmente einer kolossalen Athena-Statue und die berühmte, mit einem reich gefältelten Chiton bekleidete kolossale Sitzfigur einer Göttin, die aus dem frühen 5. Jh. v. Chr. stammt und wahrscheinlich eine Kultstatue der Artemis darstellt.
Hinter der anschließenden Trennwand sieht man ein ebenfalls sehr bekanntes Totenmahl- oder Symposion-Relief, auf dem wahrscheinlich der Dichter Archilochos dargestellt ist.
Die folgenden beiden großen Grabgefäße sind in lokalen Werkstätten gearbeitet worden; eines von ihnen ist mit einer Darstellung des Parisurteils bemalt. Dem Mythos zufolge wählte Paris unter den Göttinen Hera, Aphrodite und Athena Aphrodite als die schönste aus, was den Zorn Heras hervor rief, der schließlich den Trojanischen Krieg auslöste.
Anhand der vier folgenden Kuroi kann man die stilistische Entwicklung dieses Typus während der 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. verfolgen. Der Torso des Kuros A 13 scheint sich nach rechts zu neigen.
Sehr bekannt ist auch eines der Weihreliefs, auf dem Hermes mit dem Kerykeion und Artemis mit dem Bogen aufeinander zu schreitend dargestellt sind. Eine andere Stele zeigt Gorgo im sog. Knielaufschema; der Oberkörper mit dem Kopf ist in Vorder-, der Unterkörper in Seitenansicht wiedergegeben.
Nicht weniger eindrucksvoll sind der Torso einer stark bewegten männlichen Figur (A 1284), der Marmordiskus mit der Darstellung eines Athleten mit vergoldetem Haar (A 1168), die beiden Palmetten und der Torso einer Sphinx, die aus dem Delion stammt.
Den letzten Abschnitt des Saals dominiert die berühmte Nike, eine der schönsten griechischen Skulpturen. Wenn man sie von der Seite betrachtet, hat man den Eindruck, sie würde sich jeden Moment wieder vom Boden erheben, den sie nach der Interpretation der Archäologen soeben mit dem linken Fuß berührt.
In der Nähe der Statue sieht man den Torso eines Kriegers, eine weitere fliegende Nike aus dem 5. Jh. v. Chr., Fragmente der Artemis in altertümlich wirkender Haltung aus dem 4. Jh. v. Chr.
Wenn noch etwas Zeit zur Verfügung steht, sollte der Besucher es nicht versäumen, die großformatigen Fundstücke im Museumshof zu besichtigen. Man bedenke dabei, dass diese die einzigen Funde sind, die im natürlichen Licht betrachtet werden können, für das sie geschaffen worden sind.
Wenn man in Richtung des Eingangs blickt, sieht man rechts in einem überdachten und in fünf Abschnitte geteilten Bereich einen großen Pithos, Architekturteile von Tempeln, Statuenfragmente, Grabstelen und Sarkophage. Gegenüber sind vor der Außenwand des Saales A die in Griechenland einzigartigen anthropomorphen Sarkophage phönizischen Typs aufgestellt.
Unter der Palme in der Mitte des Hofs sieht man einen aus dem 3. Jh. n. Chr. stammenden Abschnitt eines Mosaiks mit Herakles-Taten. Außerhalb des Hofs sind einige große, mit Reliefs geschmückte Sarkophage aufgestellt.

Archäologisches Museum Paros
84500 Parikia

Copyright: Museen Griechenlands
Erevnites Edition
GR.OK.F.B.
M. Str.

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